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Kleists „Der zerbrochne Krug“ in 100 Euro Gold

Nach Goethes „Faust“ kommt 2024 ein weiteres Meisterwerk der deutschen Literatur in der gleichnamigen Goldserie zu Münzehren: „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist.

Die zweite Ausgabe der 2023 begonnenen achtteiligen 100-Euro-Goldmünzenreihe „Meisterwerke der deutschen Literatur“ ist dieses Jahr Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ gewidmet. Wie schon bei der Erstausgabe „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe steht nicht der jeweilige Autor im Mittelpunkt des Münzmotivs, sondern „das literarische Werk in seiner monumentalen Bedeutung für die deutsche Kultur“, wie das Bundesfinanzministerium in einer Mitteilung so schön formuliert.

„Der zerbrochne Krug“ ist das wohl berühmteste Stück von Heinrich von Kleist und gehört zu den herausragendsten Werken deutschsprachiger Literatur, das mehrfach als Vorlage für Opern und Filme diente und an vielen weiterführenden Schulen als Pflichtlektüre gilt. In der Komödie geht es um eine Gerichtsverhandlung, bei der ein Dorfrichter über eine Tat urteilen soll, die er selbst begangen hat: Kein anderer als er war es nämlich, der nächtens den Krug der Klägerin Marthe Rull bei der Flucht aus dem Schlafgemach ihrer Tochter Eve vom Fenstersims gestoßen und zerbrochen hat. Die Art, wie Richter Adam seine Täterschaft zu verheimlichen sucht, die Zeugen bald mit Drohungen, bald mit süßen Worten beeinflusst und verwirrt, ist von hoher Komik. Er dreht und windet sich, um den Verdacht auf andere zu lenken. Ohne Erfolg – am Ende muss er die Tat eingestehen. 

Inspiriert zu dem Lustspiel wurde Kleist übrigens von einem französischen Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert mit gleichnamigem Titel („La cruche cassée“), der eine Dorfgerichts-Szene zeigt, die die Fantasie des Dichters beflügelte.  Der in Frankfurt (Oder) geborene Heinrich von Kleist (1777–1811) entstammte dem pommerschen Uradel und war ein deutscher Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben der erwähnten Komödie das Schauspiel „Das Käthchen von Heilbronn“ oder die Novelle „Michael Kohlhaas“.

1. Preis Bodo Broschat

Die 100-Euro-Goldmünze „Der zerbrochne Krug“ wird nach einem Entwurf des Medailleurs Bodo Broschat aus Berlin geprägt, der beim Gestaltungswettbewerb den 1. Preis bekam. Das dreigeteilte Motiv zeigt im Zentrum die Gerichtsverhandlung mit den sechs wesentlichen Figuren des Lustspiels. Auf den Seitenflügeln sind Auslöser und Ausgang der Handlung zu sehen. Der in die Brüche gegangene Krug findet sich unten, links neben der Inschrift und dem verschnörkelten Künstlermonogramm „BB“. Die Wettbewerbsjury urteilt: „Die Komposition ist wie ein Triptychon aufgebaut, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Geschehens überzeugend verdichtet. Die künstlerische Gestaltung des Entwurfs ist von außerordentlicher Qualität.“

2. Preis: Christian Dögerl

Christian Dögerl aus Marquartstein kam auf den zweiten Platz. Er stellt den zerbrochenen Krug in den Vordergrund, dahinter  die beiden weiblichen Hauptfiguren, Marthe Rull und ihre Tochter Eve, die sich selbstbewusst dem Unrecht entgegenstellen. Eine neben dem Krug platzierte Justitia-Statuette mit Schwert und Waage symbolisiert den Zusammenhang mit der Gerichtsverhandlung. Die Jury dazu: „Der Entwurf bietet eine Lesart des Klassikers an, die über die Darstellung der Justitia eine weitere, systemkritische Ebene des Stücks thematisiert. Nicht zuletzt unterstreicht die Personifikation von Recht und Gerechtigkeit die Bedeutung der weiblichen Figuren der Handlung.“

3. Preis: Friedrich Brenner

Der 3. Preis im Gestaltungswettbewerb wurde Friedrich Brenner aus Diedorf zugesprochen, der auf seinem Entwurf den titelgebenden zerbrochenen Krug bildfüllend darstellt. Er dient als Projektionsfläche einiger Elemente des Bühnenstücks. Zu sehen sind die stilisiert dargestellte Eve am offenen Fenster ihrer Kammer, das Buschwerk, in dem sich die Perücke von Dorfrichter Adam verfing, und dessen Fluchtspuren, die ihn schließlich als Täter überführen. Das Preisgericht lobt: „Die weit gesperrt gesetzte, rundläufige Schrift begrenzt das Motiv mit Rücksicht auf die Diagonale. Die Wertseite mit ihrer würdevollen Darstellung des Adlers nimmt die filigrane Formensprache der Bildseite gekonnt auf und bildet, zusammen mit der Übernahme der Schrifttype, ein harmonisches Gesamtbild des künstlerischen Zugangs.“

Spezifikationen: Der zerbrochne Krug/Kleist (Serie „Meisterwerke der deutschen Literatur“), 2024, 100 Euro, Gold 999,9/1000, Stempelglanz,  Ø 28 mm, 15,55 g (1/2 Unze), Riffelrand, Prägestätten A, D, F, G, J. Die Auflagen werden später bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürrfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar-März 2024.

Das dreigeteilte Motiv von Bodo Broschat zeigt die Gerichtsverhandlung mit den sechs Protagonisten des Lustspiels "Der zerbrochne Krug".

 

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