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20-Euro-Silbermünze 2024

75 Jahre Grundgesetz

Am 23. Mai 1949 wurde in Bonn das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland erlassen. Am Tag des 75-jährigen Jubiläums erscheint nächstes Jahr eine 20-Euro-Silbergedenkmünze.

„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben“, so steht es in der Präambel des damals 1,4 Kilogramm schweren Buches, das Deutschland in einen funktionierenden Rechtsstaat verwandelte und den Beginn einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte markiert.

Dabei hatte der Parlamentarische Rat damals wirklich keine leichte Aufgabe: 1949 – nur vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – lautete der Auftrag, eine politische Ordnung zu definieren, die ein demokratisches Gemeinwesen unter Kontrolle der Alliierten für eine Übergangszeit ermöglichen würde. Was die Mütter und Väter des Grundgesetzes nach neunmonatiger Beratung aber hervorbrachten, war mehr als das. In nur 146 Artikeln legten sie den Grundstein unseres Staates. Und sie formulierten darin bereits die Vision eines vereinten, friedlichen Europas.

Dass sich das Grundgesetz über einen so langen Zeitraum so gut bewähren würde, hätte bei seiner Verkündung 1949 wohl keiner der versammelten Parlamentarier erwartet. Groß waren die Bedenken, dass die Verabschiedung einer Verfassung für die von den West-Alliierten besetzten Gebiete die Teilung Deutschlands zementiere. Deshalb überhaupt auch der Name „Grundgesetz“. Man hoffte darauf, dass die Trennung bald wieder aufgehoben werden würde und dann eine konstituierende Nationalversammlung eine „richtige“ Verfassung für ganz Deutschland ausarbeiten könnte.

Das Grundgesetz steht über allen anderen deutschen Rechtsnormen und ist somit ein Garant für die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Es schützt die Freiheit und Würde jedes Einzelnen und definiert Werte wie Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.  Allen Herausforderungen – von der Wiedervereinigung bis zur europäischen Integration – hat es sich stets gewachsen gezeigt. Zudem hat das Grundgesetz  einen eingebauten Selbstschutz-Mechanismus: Änderungen an der Verfassung sind nur mit einer Zweidrittelmehrheit möglich und damit dem tagespolitischen Wettbewerb der Parteien entzogen. 

1. Preis: Detlef Behr

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 in Bonn verabschiedet. Auf den Tag genau 75 Jahre später erscheint 2024 eine 20-Euro-Silbergedenkmünze. Ihr Entwurf stammt von Detlef Behr aus Köln, der im Gestaltungswettbewerb den 1. Preis zugesprochen bekam. Die Bildseite zeigt als zentrales Element eine grafische Komposition aus der Jubiläumszahl 75, der Abkürzung „GG“ (Grundgesetz) und dem Künstlersignet „db“. Im oberen Münzdrittel wird in drei halbrunden Zeilen das Ausgabethema und der erste Satz von Artikel 1 des Grundgesetzes wiedergegeben: „DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR“. Der Text wird durch ein radial angeordnetes Punktraster fortgesetzt und optisch zu einem Kreis verbunden. Das Preisgericht dazu: „Diese abstrakte Andeutung unserer parlamentarischen Sitzordnung verknüpft die essentielle Bedeutung der Menschenwürde mit unserer demokratischen Grundordnung. Der plakative Entwurf bringt in zeitgemäßer Weise klar zum Ausdruck: Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ist eine moderne Verfassung.“ Die Wertseite greift die am Münzrund orientierte Komposition der Bildseite auf und zeigt einen stark stilisierten Bundesadler, der von den zwölf Europasternen umgeben ist. Hier finden sich auch die Angaben zu Ausgabeland, Jahreszahl und Nominal sowie der Prägebuch-stabe „G“ für Karlsruhe, wo die Münze hergestellt wird. Die Randschrift lautet: „IM BEWUSSTSEIN SEINER VERANTWORTUNG •“.

2. Preis: Paul Liebrecht

Der 2. Preis ging an Paul Liebrecht, ebenfalls aus Köln, dessen Motiv im Zentrum den Landkartenumriss der Bundesrepublik Deutschland mit den Begriffen Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie zeigt, der oben und unten von schützenden Händen flankiert wird. Der Ausgabeanlass ist am linken und rechten Münzrand wiedergegeben. Die Jury dazu: „Der Entwurf zeichnet sich durch eine fein modellierte Plastizität aus. Das Motiv der Hände symbolisiert die Bedeutung des Grundgesetzes für die Menschen. Zugleich verdeutlicht deren Geste die Notwendigkeit,  zentrale Werte … zu achten und zu schützen. Die Rückseite harmoniert mit einem ebenfalls plastisch ausgearbeiteten, würdigen Adler.“

3. Preis: Katharina Günther

Platz 3 im Künstlerwettbewerb ging an Katharina Günther aus Mansfeld. Das Preisgericht beschreibt den Entwurf so: „Die Bildseite nimmt Artikel 1 des Grundgesetzes als zentrales Motiv in zweifacher Hinsicht auf: Als wörtliches Zitat in umlaufender Schrift am Münzrand und symbolisch durch die Bilderfindung sich anfassender Hände in der Münzmitte. Eine zweite, nach Innen gelegte Zeile nennt den Ausgabeanlass. Durch die kreisförmige Anordnung von Schrift und Bild wird ein klar strukturierter Gesamteindruck vermittelt, den die Wertseite mit ihrer würdigen Adlerdarstellung aufnimmt.“

Spezifikationen: 75 Jahre Grundgesetz, 2024, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g,  Ø 32,5 mm, Prägestätte Karlsruhe (G). Die Auflagen in  Spiegelglanz und Stempelglanz werden später bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2023.


Grundgesetz-Artikel 1 bildet mit einem Punktraster die kreisförmige parlamentarische Sitzordnung: Siegerentwurf von Detlef Behr.

 

 

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