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Kolorierte Silber-Gedenkmünze 2024

125. Geburtstag Erich Kästner

Die alljährlich erscheinende deutsche Farb-Silbermünze zu 20 Euro  gilt 2024 dem 125. Geburtstag des Schriftstellers und Kinderbuchautors Erich Kästner.

Erich Kästner (1899–1974) gehört zu den meistübersetzten Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst Lyrikbände, Romane, Erzählsammlungen, Theaterstücke und Filmdrehbücher. Er schrieb für das Kabarett und für den Hörfunk, arbeitete als Journalist und Redakteur. Populär wurde er aber vor allem als Verfasser zahlreicher Kinder- und Jugendbuchklassiker.

Kästner wurde in Dresden geboren und wuchs als Einzelkind in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Der Vater war Sattlermeister in einer Kofferfabrik und seine über alles geliebte Mutter Dienstmädchen und später Friseurin. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er noch als Schüler 1917 zum Militärdienst einberufen und absolvierte eine Ausbildung, die er als äußerst brutal empfand und  die seine spätere pazifistische Grundhaltung prägte. 1919 legte Kästner sein Abitur mit Auszeichnung ab, zog nach Leipzig und nahm dort ein Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie, Zeitungskunde und Theaterwissenschaften auf, das er 1925 mit einem Doktortitel abschloss. Zu dieser Zeit belieferte er bereits verschiedene Zeitungen und Zeitschriften regelmäßig mit journalistischen Beiträgen. 1927 siedelte er nach Berlin um und erlebte dort seine „goldenen Jahre“ als Schriftsteller.

Der internationale Durchbruch gelang Kästner im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Gleich sein erster Kinderroman „Emil und die Detektive“ wurde ein Riesenerfolg, der in zahlreiche Sprachen übersetzt und verfilmt wurde. In Zusammenarbeit mit seinem Illustrator Walter Trier legte der zu jener Zeit ungemein produktive Kästner in kurzer Folge weitere sehr erfolgreiche Kinderbücher wie „Pünktchen und Anton“ (1931) oder „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933) vor. Nach Beginn der NS-Diktatur war er einer der wenigen intellektuellen und zugleich prominenten Gegner des Nationalsozialismus, die in der Heimat blieben, obwohl seine Werke auf der Liste der als „undeutsch“ diffamierten Bücher standen und in Hitler-Deutschland verboten waren. Nach Kriegsende zog Kästner mit seiner Lebensgefährtin und späteren Biografin Luiselotte  Enderle nach München. Dort konnte er an die Erfolge der Vorkriegszeit anknüpfen und veröffentlichte mit „Das doppelte Lottchen“ und „Die Konferenz der Tiere“ zwei weitere Kinderbücher. 1974 erlag Erich Kästner im Alter von 75 Jahren einem Krebsleiden.

1. Preis: Jordi Truxa

Anlässlich seines 125-jährigen Geburtstags erscheint am 5. September 2024 eine 20-Euro-Silbergedenkmünze mit Teilkolorierung. Der Entwurf stammt von Jordi Truxa aus Neuenhagen bei Berlin, der den 1. Preis im Gestaltungswettbewerb gewann. Das Motiv zeigt vor einem nach links blickenden Porträt Erich Kästners einen Bücherstapel mit seinen bekanntesten Werken und dem Ausgabeanlass „ERICH KÄSTNER 1899–1974“. Dabei sind die Buchrücken in Gelb, Blau, Grün und Rot koloriert, Farben, die Kästners Freund und Illustrator Walter Trier so gerne verwendete, zum Beispiel auf seinem weltberühmten Titelbild zu „Emil und die Detektive“. Das bücherlesende Kinderpaar im Vordergrund verweist ebenso auf seine Romanfiguren wie auf die Hauptzielgruppe seiner Werke. Das Preisgericht urteilt: „Die Komposition veranschaulicht in hervorragender Weise die zeitlose, generationsüberspannende Bedeutung von Kästners Schaffen. Der lebendigen Gestaltung der Bildseite folgt die Wertseite mit ihrer würdigen Adlergestaltung im Kompositionsschema frei und zugleich angemessen.“

2. Preis: Ulrich Böhme

Platz 2 im Designwettbewerb belegte Ulrich Böhme, Architekturprofessor und Münzgestalter aus Stuttgart, der mit seinen 87 Jahren noch immer erfolgreich an den Ausschreibungen teilnimmt. Seine letzte als Münzmotiv geprägte Arbeit ist die Adlerseite der „Loriot“-Münze vom September 2023. Auch diesmal war die Jury wieder voll des Lobes: „Das bildhauerisch und konzeptionell starke, konzentriert blickende Antlitz des späten Autors wird durch eine szenische Darstellung aus seinem Werk ‚Emil und die Detektive‘ flankiert. Dabei handelt es sich um eine freie Interpretation des ikonischen Buchcovers von Walter Trier. Durch das Altersportrait und die Kinderbuchsymbolik wird der Blick auf das gesamte künstlerische Schaffen Kästners erweitert. Der Farb- einsatz unterstützt gekonnt das Motiv.“

3. Preis: Sarah Bräuner

Der 3. Preis ging an Sarah Bräuner aus Berlin, die ebenfalls das bekannte Buchcover von „Emil und die Detektive“ als Vorlage nahm. Diesmal allerdings sehr originalgetreu mit kleinen Figuren und großen – auf der späteren Münze kratzempfindlichen – Freiflächen. Auf ein Porträt von Kästner wurde hier ganz verzichtet, dafür wurde sein Name als Signatur wiedergegeben. Das Preisgericht dazu: „Die formal stark reduzierte Gestaltung führt bei der Umsetzung auf die Münze zu einer Betonung des freien Münzgrundes, der nur vom Münzrand begrenzt wird. Auf ihm setzen die farblich gefassten Figuren die Akzente.“

Kästner-Zitat als Randschrift

Obwohl Erich Kästner seine Romane, Satiren und Gedichte stets mit Blick auf seine Zeit verfasste, erscheinen viele dieser Werke erstaunlich aktuell und werden auch heute immer noch gerne zitiert. Einige seiner Bonmots sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen: „Leben ist immer lebensgefährlich“ oder „Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!“ Ein Spruch schaffte es jetzt sogar als Randschrift auf die Farb-Silbermünze: ES GIBT NICHTS GUTES / AUßER: MAN TUT ES ?

Spezifikationen: 125. Geburtstag Erich Kästner, 2024,  20 Euro, Silber 925/1000,  teilkoloriert, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte München (D).  Die Auflagen wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildung der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2023.


Jordi Truxa wurde Sieger im  Gestaltungswettbewerb. Die Buchrücken sind in den Farben der Titelbilder von Walter Trier koloriert.

 

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