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Deutsche 2-Euro-Gedenkmünze 2024:

Paulskirchenverfassung von 1849

Dem 175-jährigen Jubiläum der ersten gesamtdeutschen demokratischen Verfassung Deutschlands gilt im März 2024 eine 2-Euro-Gedenkmünze.

Die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849, auch Paulskirchenverfassung genannt, wurde von der Frankfurter Nationalversammlung in der Zeit der Revolution von 1848/1849 für das entstehende Deutsche Reich erarbeitet. Die größten deutschen Staaten erkannten die Paulskirchenverfassung allerdings nicht an – weil sie sich übergangen fühlten und weil sie vielen zu liberal war. Im Hintergrund spielte auch der Machtkampf zwischen Preußen und Österreich mit: Gerade die süddeutschen Königreiche bevorzugten einen Staatenbund unter Einschluss von Österreich.

Die Reichsverfassung von 1849 sah ein politisches System im Sinne der konstitutionellen Monarchie vor. Jedoch lehnte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. eine Kaiserkrone ab, die durch die Souveränität des Volkes legitimiert war. Er wollte nur „von Gottes Gnaden“ regieren. Außerdem waren dem König und den konservativen Staaten die insgesamt 197 Paragrafen zu revolutionär geraten. Die Paulskirchenverfassung war der erste Versuch einer gesamtstaatlichen Verfassung in Deutschland, die auf einen geeinten Nationalstaat zielte. Neben der Einheit war es die Idee der Freiheit, die die Paulskirchenverfassung prägte. Vor allem „die Grundrechte des deutschen Volkes“ in Abschnitt VI. illustrieren, wie modern und seiner Zeit voraus diese Verfassung eigentlich war. Geschützt wurden unter anderem die Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit sowie die Freiheit von Wissenschaft und Presse.  Damit war diese erste gesamtdeutsche und demokratische Verfassung Deutschlands Vorbild für die Weimarer Verfassung und das Grundgesetz der Bundesrepublik.

Entwurf: Bodo Broschat

Mit einer 2-Euro-Gedenkmünze zum 175. Jahrestag soll 2024 dieser denkwürdigen Konstitution gedacht werden. Der Siegerentwurf stammt von Bodo Broschat, der, so die Wettbewerbsjury, „das im eigentlichen Sinne immaterielle Wettbewerbsthema ‚175. Jubiläum Paulskirchenverfassung‘ überraschend bildstark umsetzt.“ Und weiter: „Eine fast filmisch inszenierte radiale Komposition gliedert die Münze in unterschiedliche Themenblöcke. Die vordere Ebene zeigt eine perspektivische Darstellung des Erinnerungsortes Paulskirche, im Moment des Einzugs der Abgeordneten der verfassungsgebenden Nationalversammlung. Sie überschneidet die nächste Ebene, das papierne Verfassungsdokument inklusive Schreibfeder, als Ergebnis des Paulskirchenparlaments. Final bekränzt durch drei weibliche Allegorien Einigkeit, Recht und Freiheit und die Trikolore aus Schwarz, Rot und Gold. Der Entwurf überzeugt durch sein plastisches lebendiges Relief, das neugierig auf die Zeitlosigkeit demokratischer Grundprinzipien macht, die hier erstmals und prägend niedergeschrieben worden sind.“ 

Die Umschrift lautet: „PAULSKIRCHENVERFASSUNG 1849“, das „D“ unter dem Fuß der Justitia ist Deutschlands Länderkennung, während das „J“ rechts den Prägebuchstaben darstellt, der je nach Prägeort auch A, D, F oder G lauten kann. Denn die geplante 30-Millionen-Auflage wird wie gehabt zu gleichen Teilen in allen fünf deutschen Staatsmünzen hergestellt. 

Nachrücker: Othmar Kukula

Wie bei deutschen 2-Euro-Gedenkmünzen üblich gibt es hier keinen 2. und 3. Preis im Gestaltungswettbewerb, sondern lediglich einen „Nachrücker“, falls der Erstplatzierte aus irgendeinem Grund von der Bundesregierung abgelehnt werden sollte. Dieser Entwurf stammt bei der „Paulskirchenverfassung“ von Othmar Kukula aus Neuhausen. Die Motivvorlage ist eine zeitgenössische Darstellung des festlich dekorierten Inneren der Paulskirche mit den Abgeordneten im Parkett und Zuschauern auf den Rängen. Das Preisgericht lobt: „Die gestalterische Umsetzung der Vorlage in eine plastische Darstellung ist künstlerisch sehr gelungen. Die elliptische Innenraumperspektive wird durch den Jubiläumsschriftzug zum Münzrund komplettiert durch die raffinierte Verwendung teils erhabener, teils vertiefter Buchstaben.“

Spezifikationen: 175 Jahre Paulskirchenverfassung, 2024, 2 Euro, Bimetall Kupfernickel-Messing, 8,5 g, Ø 25,75 mm, Prägestätten A, D, F, G, J.  Auflagen in Spiegelglanz und Stempelglanz: ca. 30 Millionen.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2023.

Die Paulskirche und die Allegorien von Einigkeit, Recht und Freiheit sind die dominierenden Elemente des Münzmotivs von Bodo Broschat.

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