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20-Euro-Silbergedenkmünze

300. Geburtstag Immanuel Kant

2024 jährt sich der Geburtstag von Immanuel Kant zum 300. Mal. Eine 20-Euro-Silbermünze ehrt den wohl bedeutendsten Philosophen der Neuzeit mit einem interessanten Motiv.

Immanuel Kant – ein kleiner und zierlicher Mann mit hellblauen Augen, stets elegant gekleidet und mit freundlichen Umgangsformen – lebte still und unauffällig in der ostpreußischen Residenz- und Handelsstadt Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. Dort wurde er am 22. April 1724 in eine ehrbare Handwerkerfamilie hineingeboren, dort unterrichtete er über 40 Jahre an der ehrwürdigen  Albertus-Universität und dort starb er am 12. Februar 1804. Immanuel Kant blieb sein Leben lang Junggeselle, reiste nie und schlug alle Einladungen und Berufungen an andere Orte aus, um sich ganz seinem Werk zu widmen. 

Sein revolutionäres Buch „Kritik der reinen Vernunft“ wurde zunächst nicht angemessen verstanden und gewürdigt. Doch Kant ließ sich nicht entmutigen und veröffentlichte in den folgenden Jahren ein bahnbrechendes Werk nach dem anderen: 1785 erschien die Grundsatzbetrachtung „Die Metaphysik der Sitten“, in der Kant erstmals den kategorischen Imperativ formulierte. Dessen ausführliche Begründung lieferte er 1788 mit der „Kritik der praktischen Vernunft“ nach, auf die 1790 als letzte seiner drei „Kritiken“ die Kritik der Urteilskraft folgte. Hinzu kommen einflussreiche Aufsätze wie die berühmte „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ (1784).

In den 1790er-Jahren, bevor seine körperlichen und geistigen Kräfte immer weiter nachließen, erschienen schließlich Kants bedeutende Werke über Religion, Recht und Politik, darunter die Schrift „Zum ewigen Frieden“ von 1795 und die „Metaphysik der Sitten“ von 1797. Damit hatte sich Kant als intellektueller Wegbereiter gesellschaftlicher Veränderungen verstanden. Doch erst die Französische Revolution von 1789 radikalisierte Kants politisches Denken. Nun erst trat er für Volkssouveränität und die Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz ein und kritisierte offen Adelsprivilegien und Kolonialismus.

Kants Werke haben nicht nur die Philosophie bis in die Gegenwart geprägt, sondern auch das deutsche Grundgesetz (Menschenwürde) und Politikverständnis (mündige Bürger) sowie die Vereinten Nationen („Völkerbund“ zur Friedenssicherung). Kant gilt heute als der bedeutendste Philosoph der Neuzeit. 

Bereits im Jahr 1974 wurde er zu seinem damals 250. Geburtstag auf Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland (5 DM) und der DDR (20 Mark) numismatisch gewürdigt

1. Preis: Martin Dašek

Zu seinem 300. Geburtstag erscheint nun im April 2024 eine 20-Euro-Gedenkmünze aus Sterlingsilber (925/1000), die von dem tschechischen Künstler Martin Dašek gestaltet wurde. Sein Entwurf wurde im Gestaltungswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Die Bildseite zeigt am oberen Münzrand zweizeilig das bedeutende Zitat „DER BESTIRNTE HIMMEL ÜBER MIR UND DAS MORALISCHE GESETZ IN MIR“ und unten das Geburts- und Sterbedatum sowie den Namen des Philosophen. Im Zentrum findet sich ein kreisrundes Feld, das das Firmament mit Sternen zeigt. Ausgespart aus dieser Fläche ist die Silhouette Immanuel Kants, die sich an zeitgenössische Scherenschnitte anlehnt. Das Preisgericht dazu in seiner Beurteilung: „Das Zitat verbindet zwei wesentliche Aspekte des kantischen Denkens: Die Zurückführung der Naturordnung auf die Strukturen des menschlichen Geistes („bestirnter Himmel“) und die Selbstgesetzgebung der menschlichen Vernunft im moralischen Gesetz (kategorischer Imperativ). Es gelingt dem Entwurf in herausragender und origineller Weise, abstrakte Ideen des kantischen Denkens anschaulich zu transportieren. Die Wertseite ist eine gelungene kompositorische Antwort auf die Bildseite und zeigt im Zentrum einen durch Typografie im Rundsatz eingefassten würdevollen Adler.“ Die Randschrift lautet: „KRITIK * VERNUNFT * WÜRDE * FRIEDE *“.

2. Preis: Sarah Brück 

Der 2. Preis im Künstlerwettbewerb ging an Sarah Brück aus Berlin. Ihr Entwurf zeigt ein zeitgenössisches Porträt des Philosophen vor handschriftlichen Zitaten aus dem Werk „Zum ewigen Frieden“. Damit weise die Münze, so die Jury, „einen aktuellen Bezug auf. Die Bild- und Wertseite überzeugen insgesamt sowohl in der Typographie und in den gewählten Motiven, wodurch ein harmonischer Eindruck vermittelt wird.“

3. Preis: Marianne Dietz

Auf Platz 3 kam die bekannte Berliner Münzgestalterin Marianne Dietz, deren Entwurf das gleiche zeitgenössische Brustbild zur Vorlage hat wie vor 50 Jahren die oben erwähnte DDR-Münze. Das Preisgericht urteilt: „Die ebenso ruhige wie monumentale Darstellung zeigt den zu Ehrenden als in sich ruhenden Denker. Die Wertseite mit dem würdigen und das Münzrund füllenden Adler spricht die gleiche zurückhaltende Formensprache.“ 

Spezifikationen: 300. Geburtstag Immanuel Kant, 2024,  20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte  Hamburg (J). Die Auflagen in Spiegelglanz und Stempelglanz werden später bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2023.

Das Kant-Zitat und das Firmament mit dem Scherenschnitt-Porträt des Philosophen bestimmen den Siegerentwurf von Martin Dašek.

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