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20-Euro-Serie in Gold

„Rückkehr der Wildtiere“ 2024: Biber

Nach Kegelrobbe und Steinbock ist die 20-Euro-Goldmünzenreihe „Rückkehr der Wildtiere“ 2024 dem Biber gewidmet, dem größten Nagetier Deutschlands.

Die kleinsten bundesdeutschen Gedenkmünzen aus einer achtel Unze (3,89 Gramm) reinstem Gold sind traditionell Naturthemen gewidmet. Ihre Ausgabe begann im Jahr 2010 mit dem Motiv eines Eichblatts zum Start der Sechser-Reihe „Deutscher Wald“ und wurde 2016 von der zweiten Staffel „Heimische Vögel“ abgelöst. Seit letztem Jahr nun steht das 20-Euro-Goldmünzenprogramm unter dem Motto „Rückkehr der Wildtiere“. Gewürdigt werden dabei Tiere, die in der Vergangenheit in Deutschland schon fast ausgerottet waren und zwischenzeitlich – durch erfolgreiche Arten- und Naturschutzmaßnahmen – wieder häufiger anzutreffen sind. Der Kegelrobbe (2022) und dem diesjährigen Steinbock folgt 2024 der Biber, mit bis zu 1,35 Metern Länge Deutschlands größtes Nagetier.

In Deutschland streng geschützt

Der ursprünglich weit verbreitete Europäische Biber wurde bis ins 19. Jahrhundert durch menschliche Verfolgung in großen Teilen Europas und fast ganz Deutschland ausgerottet. Nur an der Elbe konnten sich noch einige Exemplare halten. Durch konsequente Schutzmaßnahmen und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Pflanzenfressers in den letzten Jahrzehnten wieder deutlich erholt. Er lebt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer. Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch schafft und gestaltet er nicht nur sich, sondern auch für viele Pflanzen und Tierarten Lebensraum.

Charakteristisch für diese Spezies ist der breit abgeflachte und beschuppte Schwanz, die sogenannte Biber-Kelle. Sie ist ein wahres Multifunktionsorgan und dient als Steuer und Ruder beim Schwimmen, als Kommunikationsmittel bei Gefahr, indem mit ihr auf die Wasseroberfläche geklatscht wird, als Fettspeicher im Winter, als Stütze beim Sitzen und zur Abkühlung an heißen Tagen, indem sie ins kalte Wasser gehalten wird.

Biber leben in Familienverbänden, die in der Regel aus den Elterntieren und den letzten zwei Jungtiergenerationen bestehen. Zwischen April und Juni bringt das Weibchen ein bis vier Junge zur Welt. Die ältesten geschlechtsreifen Biber müssen nun das elterliche Revier verlassen. Die Jungen bleiben den ersten Monat im sicheren Wohnkessel der Biberburg, dem zentralen Mittelpunkt der Familie. Der Nachwuchs wird von den  Eltern und älteren Geschwistern aufgezogen. Die Familie legt meist mehrere verschiedene Wohnbaue an: vom einfachen Erdbau bis zur vollständig von Wasser umgebenen Biberburg. Die Wohnkessel sind etwa 30 bis 40 Zentimeter hoch und haben einen Durchmesser von teils über einem Meter. 

In Deutschland gibt es zwei weitere wassergebundene Nagetiere, die häufig mit Bibern verwechselt werden: die deutlich kleinere Bisamratte und den recht großen Sumpfbiber, auch Nutria genannt. Der markanteste Unterschied ist die Form des Schwanzes. Schwimmende Tiere können also leicht verwechselt werden. Im Ausschreibungstext zum Münzwettbewerb heißt es denn auch folgerichtig: „Es macht Sinn, den Biber am Ufer darzustellen.“ Daran haben sich alle zwölf Künstler gehalten, die ihre Gipsmodelle für diese Goldmünze eingereicht haben.

1. Preis: Natalie Tekampe

Der 1. Preis im Gestaltungswettbewerb ging an Natalie Tekampe aus Egenhofen. Im Mittelpunkt des Entwurfs steht Deutschlands größtes Nagetier in einer sehr naturgetreuen Darstellung. Das Preisgericht befindet: „Sein dichtes Fell ist im Bereich des vorderen Rumpfes und insbesondere am Kopf sehr plastisch ausgearbeitet. Markant ist auch der dargestellte Schwanz, die sogenannte Kelle. Außerdem sind die zum Fassen der Zweige oder auch zum Graben genutzten Vorderpfoten detailreich umgesetzt. Der dem abgerundeten Körper angepasste Schriftzug komplettiert den ausgewogenen Gesamteindruck. Die locker gestaltete Wertseite mit dem würdigen Adler korrespondiert in gelungener Weise mit der Bildseite.“

2. Preis: Othmar Kukula

Othmar Kukula aus Neuhausen kam auf den zweiten Platz. Er zeigt einen Biber in seinem von ihm gestalteten Lebensraum. Ein gefällter Baum in einer winterlich kargen Landschaft ragt hinter der Biberburg empor. Die Jury lobt: „Geschickt wird die Spiegelung des Wassers auf das lineare Element der Bäume beschränkt und greift vorsichtig in die Umschrift BIBER ein. Die reduzierte Formsprache des würdigen Adlers meidet eine mögliche Konkurrenz mit der plastischen Umsetzung des Bibers auf der Bildseite der Münze.“

3. Preis: Olaf Stoy

Der Gestalter der Serien-Erstausgabe „Kegelrobbe“, Olaf Stoy aus Rabenau, errang diesmal den 3. Preis. In der Beurteilung heißt es wörtlich: „Der Entwurf überzeugt mit seiner naturalistischen Darstellung des nagenden Bibers. Das Wildtier ist handwerklich gut modelliert und äußerst prägnant. Die typischen Merkmale des Bibers (Kelle, kompakter Körperbau) sind plastisch herausgearbeitet. Die Gesamtkomposition aus ausdrucksstarker Typographie und größtem Nagetier lenkt den Fokus in reduzierter Form auf das Wesentliche“.

Die sechsteilige 20-Euro-Goldmünzenserie, bei der – wie bei allen deutschen Goldmünzen – zugunsten eines Riffelrands auf eine Randschrift verzichtet wird, soll planmäßig bis 2027 mit den Wildtieren Luchs, Wisent und Wolf komplettiert werden. 

Spezifikationen: Biber (Serie „Rückkehr der Wildtiere“), 2024, 20 Euro, Gold 999,9 /1000, 3,89 g, Ø 17,5 mm, Stgl., Riffelrand, Prägestätten A, D, F, G und J, Auflagen wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2023.

Natalie Tekampe überzeugte mit ihrem Biber-Entwurf das Preisgericht. Der Wettbewerbssieger wird nun als Goldmünze ausgeprägt.

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