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125. Todestag Elisabeth von Österreich-Ungarn

Sisi – geliebte Kaiserin

Vor bald 125 Jahren fiel Sisi, Kaiserin von Österreich, einem Attentat am Genfer Seeufer zum Opfer. Zeitgenössische Münzen erinnern an das Leben und die schillernde Persönlichkeit einer Frau, deren Kultstatus bis heute nachhallt.

Elisabeth von Österreich-Ungarn ist und bleibt eine Ikone, deren Leben reichlich Stoff für Träume und Spekulationen bietet – und das bereits vielfach in Büchern, Theaterstücken, Ausstellungen und in Filmen gewürdigt wurde. Vor allem im deutschsprachigen Raum bekannt geworden ist in den 1950er-Jahren die „Sissi“-Trilogie mit Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm in den Hauptrollen. Doch gab es schon zuvor und auch danach bis heute viele weitere Filme, 2021 strahlte RTL die ersten Folgen der Serie „Sisi“ aus (korrekt mit einem „s“), danach kam eine Netflix-Serie und in diesem Jahr sorgt der Kinofilm „Sisi & Ich“ für Schlagzeilen, der ihr Leben aus Sicht einer Hofdame nachzeichnet. 

Tochter des Herzogs Max Joseph in Bayern

Geboren wurde Elisabeth als echtes „Christkindl“ am 24. Dezember 1837 in München als zweite Tochter des Herzogs Maximilian Joseph in Bayern. Dass der Weihnachtstag auch noch auf einen Sonntag fiel und Sisi bei Geburt bereits einen sichtbaren Milchzahn hatte, wurde als Glückszeichen gesehen. Elisabeth und ihre sieben Geschwister erhielten keine klassische Erziehung, wie es für Abkömmlinge des Hochadels vorgesehen war. Statt tanzen, sticken oder Sprachen zu lernen, tollten die Kinder vor allem in den Sommermonaten auf dem Familienlandsitz Schloss Possenhofen mit den Bauernkindern der Umgebung im Freien herum oder verbrachten ihre Zeit beim Wandern, Schwimmen und Reiten.

Aber auch wenn sich die Familie in Erziehungsfragen unkonventionell und locker gab, so wollte man die Zukunft der Kinder doch keinesfalls dem Zufall überlassen. Schließlich hatte Sisis Mutter Herzogin Ludovika eine Schwester, die an der Wiener Hofburg residierte. Und jene Erzherzogin Sophie suchte 1853 eine Braut für ihren Sohn, den jungen Kaiser Franz Joseph. 

Als dann die erst 15-jährige Sisi im August 1853 mit ihrer Mutter und Schwester zum Geburtstag des Kaisers nach Bad Ischl reiste, verliebte sich der damals 23-jährige Franz Joseph binnen Stunden Hals über Kopf in seine Cousine. Drei Tage später wurde die Verlobung bekannt gegeben, ein Jahr später fand die Hochzeit statt.

Vermählungsszene auf  Silbergulden 

Die anlässlich der Heirat am 24. April 1854 geprägten Silbermünzen zu 1 und 2 Gulden zeigen auf der Vorderseite ein Doppelporträt des jungen Brautpaares in der Umschrift „Francisc(us) – Ios(ephus) – I – D(ei) – G(ratia) - Austriae Imp(erator) – et Elisabetha, Max(imilianus) – In Bavar(ia) – Ducis, Fil(ia), übersetzt: Franz Joseph I. durch Gottes Gnaden Kaiser von Österreich und Elisabeth, Tochter von Herzog Maximilian in Bayern. 

Die Rückseite könnte manchem Hochzeitsfoto Konkurrenz machen: Detailliert und kunstvoll ist hier die Vermählungsszene in der Wiener Augustinerkirche durch Kardinal Joseph Othmar von Rauscher dargestellt. Die Umschrift liefert die exakten Daten dazu: „Matrimonio Coniuncti, Die XXIV Aprilis, MDCCCLIV“, übersetzt: „Verheiratet, am Tag des 24. April 1854“.

25 Jahre später tritt Elisabeth ein zweites Mal numismatisch in Erscheinung auf einem Doppelgulden zur Silberhochzeit 1879. Auch er besteht – exakt wie das 2-Gulden-Stück zur Vermählung – aus 900er-Silber (36 mm, 24,7 g). Es ist wieder ein Doppelporträt mit Franz Joseph, das altersmäßig angepasst wurde. Die Umschrift verkündet stolz die habsburgische Machtfülle, indem Franz Joseph als österreichischer Kaiser und ungarischer König tituliert wird, Elisabeth desgleichen als Kaiserin und Königin, Imp(eratrix) et Reg(ina). Die Rückseite zeigt nun eine allegorische Darstellung der sitzenden Schicksals- und Glücksgöttin Fortuna mit Füllhorn und Ruder. 

Sisi entflieht dem strengen Wiener Hofzeremoniell 

Von Fortuna hätte sich Sisi in ihrem Leben sicherlich mehr Unterstützung erwartet. Mit ihrer frischen, ungezwungenen Art eckte sie am steifen Wiener Hof an, insbesondere bei ihrer Schwiegermutter Sophia, die einem strengen und minutiös durchgeplanten Hofzeremoniell folgte. Auch vom pflichtbewussten Franz Joseph entfremdete sie sich, weshalb sie sich im Laufe der Zeit zunehmend vom Wiener Hof fernhielt. Ihre Auslandsreisen führten sie ab den 1860er-Jahren quer durch Europa. Dabei entdeckte sie insbesondere ihre Liebe für Ungarn sowie die griechische Insel Korfu, wo Elisabeth später nach dem schmerzlichen Selbstmord ihres Sohnes und Thronerben Kron-prinz Rudolf 1889 ihren Achilleion-Palast erbauen ließ. 

Spekulationen um die  „Venus in den Wolken“ 

Franz Joseph gewöhnte sich an die Abwesenheit seiner Frau, genoss aber umso mehr ihre seltenen Besuche. Wie auch die umfangreichen Briefwechsel zwischen dem Kaiserpaar belegen, blieb er ihr bis zur ihrem tragischen Tod in Liebe ergeben. Dieser ereilte Elisabeth auf Reisen, als sie am 10. September 1898 in Genf dem Attentat eines italienischen Anarchisten zum Opfer fiel.  Es gibt Vermutungen, dass Franz Joseph seiner hochverehrten Gemahlin posthum zu ihrem zehnten Todestag doch noch einmal numismatisch gedachte, und zwar auf einer 100-Kronen-Goldmünze (900/ 1000, 37 mm, 33,88 g), die 1908 anlässlich seines 60. Throntages erschien. Die Rarität zeigt eine allegorische Frauengestalt mit Schild und Lorbeerkranz, die auf einer Wolke schwebt, im Volksmund „Venus in den Wolken“ genannt. Der Legende nach war dies für den Kaiser ein Abbild seiner geliebten Sisi.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2023.

Zwei Mal tritt Kaiserin Elisabeth auf österreichischen Silbergulden in Erscheinung, jeweils im Doppelporträt mit Kaiser Franz Joseph: einmal zur Vermählung 1854 und dann nochmals 25 Jahre später zur Silberhochzeit.

Die 100-Kronen-Goldmünze mit der Frauengestalt als Allegorie für das glorreiche Österreich ist eine Top-Rarität. Sie wurde im Volksmund „Venus in  den Wolken“  genannt. Und auch wenn es keine Belege gibt, dass das Motiv der schönen Kaiserin nachempfunden ist, so bleibt die Legende doch bestehen. 

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