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alte und neue Numismatik

Letzter Silber-Zwanziger des Jahres:

1200 Jahre Kloster Corvey

Die neue Bundesregierung hat beschlossen, anlässlich des 1200-jährigen Bestehens des Klosters Corvey im September 2022 eine 20-Euro-Silbermünze herauszugeben.

Das ehemalige Benediktinerkloster Corvey im nordrhein-westfälischen Höxter ist, so das Bundesministerium der Finanzen, „ein Denkmal von außergewöhnlichem universellem Wert und herausragender Bedeutung für die Kulturgeschichte der Menschheit“. Anlässlich seines 1200-jährigen Bestehens wird das einzigartige Ensemble, das 2014 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, nun mit einer 20-Euro-Gedenkmünze aus Sterlingsilber numismatisch gewürdigt.

Das Westwerk aus der Zeit Karls des Großen, die barocke Klosteranlage mit Kaisersaal und Kreuzgang sowie die Fürstliche Bibliothek des 19. Jahrhunderts zählen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. An strategisch günstiger Lage in der Nähe des Hellwegs entwickelte sich im Jahr 822 das erste Kloster im sächsischen Raum zum eigenständigen Herrschaftssitz mit überregionalem Einfluss. Das Benediktinerkloster erblühte im 9. und 10. Jahrhundert zum geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum, das wichtige Impulse für die Christianisierung in Europa setzte. Bekannte Bischöfe gingen aus Corvey hervor, viele Herrscher kamen an die Weser und hielten dort Reichstage ab.

Das mächtige Turmgebäude mit der noch heute erhaltenen Eingangshalle gilt nicht nur als das älteste Bauwerk in Westfalen, sondern als das älteste Westwerk überhaupt. Die prächtigen Wandmalereien mit Szenen aus der Odyssee sind teilweise in Resten erhalten. Auch in archäologischer Hinsicht ist Corvey mit seinem karolingischen Klosterbezirk, der Civitas, einzigartig. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die mittelalterliche Abtei zu großen Teilen zerstört. Erst in der Barockzeit erfuhr Corvey einen neuen Aufschwung, bevor das Fürstbistum schließlich im Jahre 1803 aufgelöst wurde. 1820 wurde Viktor Amadeus, der Landgraf von Hessen-Rothenburg, der neue Eigentümer von Corvey. Seine Erben, die Fürsten von Corvey, ermöglichen das Fortbestehen der Anlage bis heute.

1. Preis: Bastian Prillwitz

Das Design der Münze stammt von dem Künstler Bastian Prillwitz aus Berlin (Signet „BP“ unten auf der Bildseite), der im Gestaltungswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Die Jury lobt: „Der Entwurf zeigt sehr eindrucksvoll die unterschiedlichen Facetten der 1200-jährigen Geschichte Corveys. Er ist klar und ornamental gestaltet, ohne auf Detailreichtum und Räumlichkeit verzichten zu müssen. Durch die Kavalierperspektive gelingt es, die bedeutende Geschichte der Kloster- und Schlossanlage erlebnisreich nahezubringen. Der Adler fügt sich harmonisch in die Wertseite ein. Die geometrische Grundgestalt der Bildseite eignet sich sehr gut für die würdige und signethafte Umsetzung der Adlerfigur.“

2. Preis: Lucia Maria Hardegen

Aufgrund seiner „hervorzuhebenden künstlerischen Qualität“ wurde eine Arbeit von Lucia Maria Hardegen aus Bonn mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Die Fokussierung auf den Innenraum der zum Weltkulturerbe zählenden Architektur stelle die Funktion des Klosters als Andachtsraum in den Mittelpunkt, so das Preisgericht. Und weiter: „Das bekannte Westwerk ist als ikonenhafte Miniatur in die Inschrift eingebunden. Im unteren Teil der Darstellung wird eine außen angebrachte Inschrift zitiert, die den Anlass und Zweck der Gründung zusammenfasst. Die vertiefte Typographie der karolingischen Sandsteintafel bildet im Vergleich zu den übrigen Aufschriften einen feinfühligen Kontrast.“

3. Preis: Grazyna Jolanta Lindau

Die in Polen geborene norwegische Bildhauerin Grazyna Jolanta Lindau, die seit 1994 in der Schweiz lebt und arbeitet, belegte Platz 3 im Gestaltungswettbewerb. Ihr Entwurf zeigt eine Collage aus Schloss und Kreuzgewölbe im Westwerk, mit der sie die Klosteranlage von Corvey symbolisiert. „Der vertikale Schnitt“, so die Jury in ihrer Beurteilung des Gipsmodells, „teilt gekonnt die bekannte Außenansicht von dem im Kirchengebäude vorhandenen karolingischen Kirchenraum. Die Komposition vereint die über die Jahrhunderte entstandene Symbiose von adliger und kirchlicher Sphäre. Die Wertseite mit ihrem würdigen Adler greift die vertikale Gestaltung der Bildseite auf und harmoniert somit hervorragend mit dem Bildmotiv.“

Die Randschrift zitiert das Jubiläumsmotto der 1200-Jahr-Feiern des Klosters Corvey: „WO DER HIMMEL DIE ERDE BERUEHRT“.

Spezifikationen: 1200 Jahre Kloster Corvey, 2022, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte Stuttgart (F). Auflagen: Spiegelglanz max. 120.000, Stempelglanz noch nicht veröffentlicht.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN März/April 2022.

In ungewöhnlicher „Kavalierperspektive“ zeigt der Siegerentwurf von Bastian Prillwitz die Kosteranlage von Corvey.

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