Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Gedenkmünzen erscheinen nicht oder verzögert, Goldmünzen und -barren kaum noch verfügbar

Münzensammeln im Zeichen der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie hat auch das Hobby Münzensammeln eingeholt. Neuausgaben werden verschoben oder gleich ganz gestrichen und der Goldpreis erreicht ein neues Euro-Allzeithoch.

Die Welt im Ausnahmezustand. Doch während andere Freizeitaktivitäten wie Reisen, Mannschaftssport oder geselliges Beisammensein durch die Corona-Krise im März/April 2020 ganz zum Erliegen gekommen sind, ist das Hobby Münzensammeln davon in weiten Teilen verschont geblieben. Das hat einen einfachen Grund: Die Beschäftigung mit den geprägten Kleinkunstwerken findet just dort statt, wo die Menschen derzeit ohnehin am besten aufgehoben sind: zu Hause. „Home collecting“ ist also die Normalität, nicht die Ausnahme. Und nicht nur Pensionäre können sich jetzt für ihre Sammlermünzen mehr Zeit nehmen, sondern auch viele Schüler und Berufstätige, die durch die Virus-Epidemie in die eigenen vier Wände verbannt wurden.

Allerdings bleibt natürlich auch die Numismatik von dem Jahrhundert-Ereignis nicht unberührt. Wer derzeit Goldmünzen kaufen will, muss tiefer denn je in die Tasche greifen, denn das gelbe Edelmetall ist mit über 1550 Euro auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Doch auch wer bereit ist, Höchstpreise zu zahlen, hat meistens keinen Erfolg: Die Lager der Goldhändler sind weitgehend geräumt und der Nachschub an Barren und Anlagemünzen stockt, weil Produktionsstätten weltweit vorübergehend geschlossen wurden (siehe „Editorial“).

Gedenkmünzen in „Normalprägung“ erscheinen später

Ganz direkt zu spüren bekommen die Krise auch die Deutschland-Sammler, die vergebens auf die aktuellen Gedenkmünzen-Neuausgaben warten. So sollte am 26. März die zweite Ausgabe der Polymer-Serie „Luft bewegt“ in Umlauf kommen, doch die erste deutsche Gedenkmünze mit Rotbronze als Prägemetall erscheint vorerst nicht – jedenfalls nicht in Normalprägung. Das Motiv „An Land“ wird, so das Bundesministerium der Finanzen (BMF) in einer Mitteilung vom 18. März, „zu einem späteren Zeitpunkt“ erhältlich sein: „Wann genau, steht derzeit noch nicht fest“.

Auch der Ersttag der Farb-Silbermünze „300. Geburtstag Freiherr von Münchhausen“ in Normalprägung (offizieller Ersttag: 7. Mai 2020) wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Und das BMF warnte schon einmal vor: „Generell kann es bei den kommenden Münzemissionen zu Verzögerungen bei der Auslieferung kommen. Das Bundesministerium der Finanzen wird hierzu ggf. zu einem späteren Zeitpunkt informieren.“

Der offizielle Erstverkaufstag der Gedenkmünzen im März und Mai wird trotzdem offiziell eingehalten, denn die Versionen in der höchsten Prägequalität „Spiegelglanz“ sollten pünktlich erscheinen. Diese Premium-Ausgaben in schicker Einzelverpackung und geringer Auflage kosten deutlich mehr als das aufgeprägte Nominal und werden über die Versandstelle des Bundes und den Münzhandel verkauft. Die normalen 10- und 20-Euro-Münzen (Silber) in „Stempelglanz“ dagegen werden von der Deutschen Bundesbank zum Nennwert in Verkehr gebracht. Und die schloss Mitte März all ihre Filialen für den Publikumsverkehr. Außerdem hat sie derzeit alle Hände voll damit zu tun, die Bargeldversorgung in Deutschland sicherzustellen.

Die Bundesbank-Hauptverwaltung in Mainz schrieb: „Aufgrund der aktuell angespannten Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus (COVID 19) und der damit verbundenen möglichen Infektionsgefahr – speziell bei Ansammlungen von Gruppen – hat die Deutsche Bundesbank heute in Abstimmung mit dem Bundesministerium der Finanzen entschieden, dass die Ausgabe der 10-Euro-Sammlermünze ‚An Land‘ – Serie ‚In der Luft‘ … auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Dies betrifft sowohl den gewerblichen Münzhandel als auch die Kreditinstitute und das Jedermanngeschäft an den Kleinkundenkassen der Filialen der Deutschen Bundesbank.“

Silbermünze zur Fußball-EM wird eingeschmolzen

Noch dicker kommt es bei der geplanten Sterlingsilber-Münze zur Fußball-Europameisterschaft 2020. Dieses 20-Euro-Stück wird überhaupt nicht erscheinen (siehe auch Seite 14). Zumindest nicht in der offiziell vom Bundeskabinett beschlossenen Form mit Ausgabejahr 2020. Sollte die Jubiläums-EM nach ihrer Verschiebung wegen der Corona-Pandemie nächstes Jahr tatsächlich stattfinden, werde sie „voraussichtlich mit einer Münze gewürdigt“, so das BMF zurückhaltend. Ob dies dann auch mit dem preisgekrönten Motiv des Designers Thomas Serres aus Hattingen geschehen wird, ist ebenfalls noch unklar. Denn die Darstellung nennt namentlich die Austragungsstätten und den Titel des Turniers „Fußball-Europameisterschaft 2020“. Nur wenn es hier keine Änderungen gibt, kann die Münze mit dieser Bildseite erscheinen. Allerdings ist das gut denkbar, denn auch beispielsweise die mittlerweile auf 2021 verschobenen Olympischen Spiele sollen ihr Logo „Tokio 2020“ mit der dann „alten“ Jahreszahl behalten.

Eine Ersatzmünze für die nun entfallende Gedenkmünze soll es nach bisheriger Planung 2020 nicht geben. Es wäre also der erste Jahrgang mit nur vier Silber-Zwanzigern – eine Ausgabe der Prägestätte Hamburg „J“ fehlt. Da die Fußballmünze direkt zu den Spielen im Juni 2020 erscheinen sollte, war der Großteil der Auflage zum Zeitpunkt der Absage noch nicht fertiggestellt, was wenigstes den finanziellen Schaden für den Bund etwas minimiert. Die bereits geprägten Münzen, vornehmlich in Spiegelglanz-Qualität, deren Produktion schon in vollem Gange war, müssen allerdings eingeschmolzen werden.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Mai/Juni 2020.

Die angekündigte deutsche Gedenkmünze zur Fußball-Europameisterschaft 2020 erscheint nicht. Bereits geprägte Teile der Auflage werden eingeschmolzen.

Hinweis auf der Website der Deutschen Bundesbank.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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