Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Mai/Juni 2020

Die Goldhamster sind los

Die Corona-Krise und alle damit zusammenhängenden Unsicherheiten in Bezug auf die Weltwirtschaft haben den Goldpreis im März auf ein neues Allzeithoch getrieben. Selbst wenn es zwischenzeitlich starke Einbrüche gab, als institutionelle Investoren Ihre Goldvorräte verkaufen mussten, um Verluste auf dem Aktienmarkt auszugleichen, stieg der Goldpreis auf über 1550 Euro pro Feinunze. Teurer war Gold hierzulande noch nie!

Aber auch wer bereit war, im März zu Höchstpreisen physisches Edelmetall wie Goldmünzen oder -barren zu kaufen, bekam nichts, denn die Lager der Goldhändler waren leer, die Verkaufsfilialen geschlossen. Auch kaum ein Versandhändler konnte noch liefern. Und wenn doch, machten die Werttransporteure den Interessenten einen Strich durch die Rechnung – sie führten wegen der Corona-Epidemie keine größeren Lieferungen an Privatkunden mehr durch.

Verschärft wurde die Lage dadurch, dass auch die Produzenten von Goldmünzen und -barren vorübergehend dicht machten. So drei der bedeutendsten Goldverarbeiter der Welt, die alle ihren Sitz im schweizerischen Tessin an der Grenze zu Italien haben. Dort wurden im März alle als „nicht kritisch“ eingestuften Industriebetriebe geschlossen. Auch viele große Münzstätten, von Australien über Kanada bis Südafrika, stellten ihre Produktion zeitweise ein. Der Nachschub war zu Druckbeginn dieses Heftes fast weltweit unterbrochen.

Dabei ist derzeit alles gefragt – von der Anlagemünze, wie dem „Krügerrand“ oder anderen bekannten Ausgaben, über Barren bis hin zu Sammlermünzen, etwa deutschen Gold-Euros oder Goldmünzen des Kaiserreichs. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ meldete unter der Überschrift „Die Deutschen werden zu Goldhamstern“: „Nach Nudeln und Klopapier hamstern Deutsche jetzt auch Gold … private Käufer stürzen sich gerade auf die Barren und Münzen, als gäbe es kein Morgen.“

Gold wird mehr denn je seinem Ruf als klassischer Krisenschutz gerecht: Wenn jetzt alles zusammenbricht, so hat man doch wenigstens noch sein Gold im Keller und kann im Notfall damit bezahlen, sagen sich viele. Allerdings war Panik noch nie ein guter Ratgeber, wenn es um Geldanlagen geht.

Dennoch kann es Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, auch niemand verdenken, wenn Sie sich in diesen wilden Zeiten mit Goldmünzen ein Stück Sicherheit kaufen wollen. Und wenn Sie diese Anlageentscheidung auch noch mit Ihrem Sammelhobby verbinden können, umso besser.

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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