Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Juli/August 2019

26 Millionen Deutsche besitzen Gold als Barren oder Münzen

Seit Monaten hält sich der Goldpreis auf sehr hohem Niveau. Er notiert relativ stabil um 1150 Euro pro Feinunze und damit rund dreimal so hoch wie bei der Euro-Einführung 2002, als er bei 310 Euro lag. Ein rasanter Aufwärtstrend ist derzeit nicht in Sicht. Das ist auch gut so, denn eine Explosion des Goldpreises ist nichts, worüber Anleger sich freuen sollten. Die Tageszeitung „Die Welt“ schrieb einmal, „die Notierung des Goldes ist immer auch eine Art Fieberthermometer für den Zustand der Weltwirtschaft. Ist sie hoch, zeigt das lediglich an, wie groß die Probleme sind.“

Mit Gold sollte man tunlichst auch nicht spekulieren. Zu volatil und unberechenbar ist der Kursverlauf. Aber es ist nach wie vor richtig und wichtig, einen Teil des Vermögens zur Absicherung in Gold zu halten. Galt es den (West-) Deutschen in den 1970er Jahren noch als ehernes Anlegergesetz, ein Fünftel der Barschaft in Gold zu halten, so sind es heute deutlich unter fünf Prozent. Es gibt hier also reichlich Luft nach oben.

Bleibt die Frage nach der richtigen Anlagestrategie. Soll ich wirklich auf physisches Gold setzen und mir einen Tresor in den Keller stellen? Einfacher erscheint es doch, börsengehandelte Goldfonds oder Zertifikate zu erwerben, die ebenfalls Sicherheit und Werterhalt versprechen. Allerdings hat dieses „Papier-Gold“ einen entscheidenden Nachteil: Geht der Emittent pleite, ist es im schlimmsten Fall so viel wert wie Lehman-Zertifikate nach der Insolvenz der Bank vor elf Jahren, nämlich nichts. Für den Sammler war das ohnehin nie eine Alternative: Er verbindet Hobby und Geldanlage und investiert in Goldmünzen.

So wie 38 Prozent der Menschen hierzulande: 26 Millionen Deutsche besitzen heute Gold in Barren- oder Münzenform. Das geht aus einer neuen, im Frühjahr 2019 veröffentlichten Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin im Auftrag der Reisebank hervor (siehe auch Seite 33). Die Repräsentativ-Umfrage wartet mit aktuellen Zahlen auf. So besitzen deutsche Privathaushalte derzeit 8918 Tonnen Gold, rund zweieinhalb Mal so viel wie die Deutsche Bundesbank und 250 Tonnen mehr als bei der letzten Erhebung 2016. Insgesamt entspricht dies beim derzeitigen Kurs der gigantischen Summe von 450 Milliarden Euro! Die Deutschen halten damit rund 6,5 Prozent der weltweiten Goldbestände. Und fast alle (91 Prozent) sind zufrieden mit ihrem Investment. Über drei Viertel planen sogar noch einen weiteren Gold-Erwerb. In Zeiten der Null-Zins-Politik ist das mehr als verständlich.

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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